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Chaplins Schatten

Bericht einer Spurensicherung









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The Immigrant Clippings 10/72

Motion Picture News, New York, June 16, 1917.

CHARLOT CHAPLIN

      Das Stück Weltgeschichte, das sich gegenwärtig

um unser Land herum abspielt, ist so reich an

furchtbarer Tragik, dass jedes fühlende Herz davon betroffen

wird. In den letzten drei Jahren ist die ganze Menschheit

ein bedeutendes Stück ernster geworden, oder sagen wir lieber weniger leichtsinnig. (...) Je mehr der Ernst der Lage

das äussere bedrückt desto mehr sucht die Seele nach einer

Gegenwirkung, nach dem befreienden Humor.

(...) Mit erstaunlich grosser Raschheit hat sich bei uns

die amerikanische Filmburleske eingebürgert.

Dies ist wohl in erster Linie dem Helden der meisten dieser

Lustspiele zu verdanken. „Charlot und ...“, „Charlot

als ...“, Charlot überall! Ohne Charlot könnte man sich kaum

eine amerikanische Posse vorstellen, Er ist der

Mittelpunkt der Handlung. Wo er ist, ist Leben, und was

für ein Leben! Nach echt amerikanischer Art geht

Charlot aufs Ganze, und zwerchfellerschütterndere Szenen

als hier gibt es  kaum mehr. (...)

      Welcher Beliebtheit sich Charlot Chaplin bei uns erfreut,

zeigt am besten der Umstand, dass er letzte Woche

in drei Zürcher Theatern zugleich „auftrat“. Im Radium-Kino

bekämpfte er „Mabel und Fatty am Steuerrad“

mit allen Mitteln. Einige Banditen, Wasser und Bomben

in schwerer Menge müssen ihm dabei helfen,

den Ausgang eines Automobilrennens zu beeinflussen.

      Im Zentraltheater betätigte sich „Charlot als

Konditor“. Hier ist ein zäher Teig die Materie, aus welcher

seine kundige Hand Wurfgeschosse aller Art

herzustellen vermag, die natürlich auch ihr Ziel nicht verfehlen.

Dieser Film ist überreich an kräftigster Situationskomik

und vermag auch einer ziemlich ausgetrockneten Seele noch

ein herzliches Lachen abzuzwingen.

     Im Edenkino liess sich Charlot mit der „Nichte des

Dollarkönigs“ in ein Liebesverhältnis ein. In der

weiblichen Hauptrolle spielt hier Marie Dressler, äusserlich

gerade das Gegenstück Chaplins, mit grossem

Erfolg. Die Handlung des Films, die fünf Akte füllt, zeigt

Charlot zwischen zwei Feuern, denn neben der

riesenhaften Marie bewirbt sich noch ein hübsches Wesen

um seine Gunst. Eine Zeitlang kann er hin und

her pendeln, schliesslich hat er aber das Pech, dass sich

seine beiden Freundinnen gegen ihn wenden,

was ihm aber hoffentlich seinen Humor nicht allzusehr

in Mitleidenschaft gezogen hat.                           Filmo.

(...) Kinema, Zürich, Schweiz, May 19, 1917.

      Radium Kino, Mühlegasse 5, Zürich.

      Zentraltheater, Weinbergstrasse 9. Zürich.

      Eden-Lichtspiele, Rennweg 13, Zürich.

      Was sie im Mai 1917 in Zürich zeigen, sind Chaplins

      inzwischen drei Jahre alte Keystone Filme.


„Not seen any Charlie Chaplins here since he left Keystone!“

Editorial content. „Germany Grasping Control

      of Switzerland‘s Film Business

      Frederick Burlingham, of Burlingham Films, Switzerland,

      Says Germany Is Throttling Market – American

      Films Popular There – ,Now Is The Time. Come in and Act.‘

      AMONG many interesting points brought out

in a letter to Motion Picture News from Frederick Burlingham,

of the Burlingham Films, Switzerland, is the information

that Germany is creeping into that country and is attempting

to get a strangle hold on the film business. Now is the

time for American producers to get busy, enter Switzerland,

and have the market for themselves, he declares.

      Mr. Burlingham‘s letter follows:

      There is a loud cry over here for American films.“ (...)

      „Being an American myself, I can say that

American manufacturers, however, remind one of the old

oaken bucket. They have got the real goods, but

have not enough enterprise to sell to people who want to buy.

And then people are asking what is the matter with

the American film industry! American enterprise! Why Mary

Pickford is unknown in Switzerland, and we have not

seen any Charlie Chaplins here since he left Keystone!“ (...)


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