Carmen Posters, Moving Picture World, April 29, 1916
NEUER JOB 10/11
Charlie Chaplin´s Burlesque on Carmen – Monate nach
der Erstaufführung wird der zweitletzte, von
Chaplin für Essanay gedrehte Zweiakter in einer doppelt so langen Version vermarktet, wogegen Chaplin
erfolglos gerichtlich vorgeht. Clippings
Fritz Hirzel, Chaplins Schatten.
Bericht einer Spurensicherung. Zürich 1982
Nun, gegen Ende des Jahres, als Chaplin zu erkennen gab,
dass er seinen Vertrag bei Essanay nicht erneuern wollte, begann
prompt auch sein Ärger. Carmen, eine Burleske, die er als
Zweiakter fertiggestellt hatte, wurde von Essanay zurückbehalten.
Der Film war als Parodie gedacht: zweimal war Carmen,
frei nach Bizets Oper, 1915 bereits verfilmt worden, zum einen von
Cecil B, DeMille mit Geraldine Farrar, zum anderen von
Frank Lloyd mit Theda Bara.
Und nun also Chaplin mit Edna Purviance, versteht sich.
Was dabei herauskam, war eine Kostümfilmburleske mit handgreiflichem Radau und Degenfechterei; das spanische Dekor
schien nicht besonders inspirierend, zu operettenhaft wirkte
in seiner Uniform Charlie, der Soldat, der eine Schmugglerbande
bekämpfen soll und sich stattdessen in Carmen, das
Zigeunermädchen, verliebt.
Und dann, als Carmen ihn verlässt um ihrem Torero
nachzuziehen, sehen wir Charlie, wie er allein die
Strasse entlangkommt, durch die seine Angebetete in einer
Kutsche zum Stierkampf fährt.
Die Sterbeszene, der tragische Höhepunkt, wird erst ins
Lächerliche gezogen, nachdem sie in dramatischer Pose
ausgeschöpft ist. In der Arena will Charlie, der Soldat, Carmen
erstechen, doch sein Dolch, stellt sich heraus, ist nur
ein Theaterdolch, und die Klinge gibt nach, wenn er sie ansetzt.
Was er ihr denn auch zeigt, mit einem Zwinkern in den
Augen sie für sich gewinnend, mit einem Lächeln.
Nun, der Film, von Chaplin als Zweiakter fertiggestellt,
wurde von Essanay mit Zusatzmaterial, das mit Ben
Turpin in einer Nebenhandlung gedreht worden war, auf die
doppelte Länge gebracht; und so, erweitert und
verstümmelt, kam er im April 1916 in einer Fassung heraus,
gegen die Chaplin vergeblich prozessierte.
Charlie Chaplin‘s Burlesque on Carmen Clippings
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