Le Rêve de Charlot Soldat Poster, Shoulder Arms Lobby Card
UMZINGELT 3/3
Shoulder Arms – In den Bildern des Films, den
Chaplin im Herbst 1918 auf seinem Studiogelände
inszeniert, scheint die Wirklichkeit des Ersten
Weltkriegs unheimlich greifbar. Drei Wochen vor
Unterzeichnung des Waffenstillstands kommt
Shoulder Arms in Amerika heraus. Clippings.
Fritz Hirzel, Chaplins Schatten.
Bericht einer Spurensicherung. Zürich 1982
In den Bildern des Films, den Chaplin im Herbst 1918
auf seinem Studiogelände inszenierte, scheint
die Wirklichkeit des Ersten Weltkriegs unheimlich greifbar.
Eine Groteske aus dem Schützengraben, ebenso
gelungen wie unerreicht. Zunächst allerdings stellte sich
Shoulder Arms als ein sehr kühnes, schrittmachendes
Unterfangen dar.
Von Freunden war Chaplin gewarnt worden, Leute
wie Cecii B. De Mille hatten ihm davon abgeraten, den Ersten
Weltkrieg zum Stoff einer Komödie zu machen. Einmal
mehr zogen die Dreharbeiten sich länger hin als vorgesehen.
Es gab einiges Material, das keine Verwendung
fand, so ein vollständig abgedrehter, erster Teil, der Charlie
zuhause, mit Kindern im Haushalt, dann auf dem
Rekrutierungsbüro zeigt.
Statt der geplanten fünf wurde Shoulder Arms
zuletzt drei Akte lang. In dieser Fassung will Chaplin, inzwischen
selbst unsicher geworden, den Film Douglas Fairbanks,
seinem Freund, vorgeführt haben – einem wenigstens, der
Tränen lachte und sich spontan begeistert zeigte.
Populär bei Soldaten
So kam Shoulder Arms drei Wochen, bevor der
Waffenstillstand unterzeichnet wurde, in Amerika heraus,
doch allen ängstlichen Warnungen zum Trotz brachte
der Film es nicht zuletzt bei den Soldaten auf Anhieb zu einer
ungeheuren Popularität.
Charlie, den Kinomythos, auf der Leinwand an der
Westfront zu sehen, in einem mit Regenwasser sich füllenden Schützengrabenloch, wie Blaise Cendrars es beschrieben
hatte, das war, als machte ein dejä vu, ein hunderttausendfaches,
bei seinen von der Front zurückgekehrten Fans die Runde.
Gerade, weil die Realität des Krieges bei Chaplin in
Schlüsselbildern komischer Fantastik erfasst war, wirkte sie um
einiges wahrhaftiger, eindrücklicher und schärfer als
in so manch episch erzähltem Kriegsfilm.
Der Krieg, dieser blutige Witz. Erst in der Logik der
grotesken Gags fand er sich wieder, erst im Hohngelächter,
das diesen makaberen, so realen Irrsinn blosszustellen
vermochte.
Shoulder Arms begann mit einem Seitenblick
auf eines jener Militär-Camps, die Chaplin besichtigt hatte,
begann mit vernichtendem Spott, der sich am Exerzieren
ausliess, an Kehrtwendungen und Gewehrgriffen, die wir in einer
ungeahnten Folge von Fehlleistungen und Schiefheiten
vorgeführt bekommen.
Rekrut Charlie im Glied
Rekrut Charlie, links aussen steht er im Glied, der lausigste
einer an sich lausigen Zehn-Mann-Kolonne, in US-Uniform
mit Pfadfinderhut, das Gewehr geschultert. Ein hoffnungsloser
Fall, dem sie mit Kommandogebrüll den Watschelgang
austreiben wollen.
Erledigt sackt er aufs Feldbett nieder, ist im Traum längst
an der Front. Vollbepackt, mit dem Rücken zur Kamera,
ist er im Schützengraben eingerückt, hinter ihm reisst eine
Granate ein Loch in den Boden.
Charlie macht kehrt, tippt auf der Suche nach seinen
Leuten einem Offizier auf die Schulter, endlich kommt
er zwischen den Sandsackmauern an einer Kreuzung mit zwei
Wegweisern vorbei, die Witzbolde mit „Broadway“ und
„Rotten Row“ beschriftet haben.
Im Sturmgepäck führt der Neuankömmling so reizende
Dinge wie die am Gurt befestigte Mausefalle mit
sich, die gleich über einem ihr zu nahe geratenen Finger
zuschnappen wird.
Erst recht, als er vor dem Unterstand anlangt,
gibt's Ärger mit dem Türdurchschlupf, in welchem Charlie
mit der sperrigen Schaufel hängen bleibt, bis der
Sergeant, der ihn erst hilfsbereit von hinten stösst, zuletzt
mit einem Fusstritt nachhilft.
So wird Charlie in sein Quartier befördert,
das er mit dem Sergeant, einem gedankenversunkenen,
auf der Pritsche kauernden Sydney Chaplin, der
Mundharmonika spielt, und dessen Kameraden teilen soll.
Gefühl, Witz und ein Widerhall
von Traurigkeit
Gegen die Läuse hat der wehrhafte Frontsoldat ein
Reibeisen mitgebracht, das er sogleich an die Wand nagelt,
um sich in einer elementaren, den ganzen Krieg
wegputzenden Triebregung tüchtig den Rücken zu kratzen.
Unterdessen, auf der Seite der Deutschen.
Ein kleiner Wicht von Hauptmann, der hünenhafte, vollbärtige
Gestalten in Reih und Glied antreten lässt, sie alle in den
Hintern tritt und anschnauzt.
Endlich Charlie wieder, der im Schützengraben mit
dem Sergeant den Lunch einnehmen soll, während die über sie hinwegknallenden Geschosse seinen Helm hochheben
und Charlie in sich zusammenfahren lassen.
Später, beim Wacheschieben im strömenden Regen,
überkommt ihn unter dem Morast die Erinnerung an Zuhause.
Im inneren Auge sieht er eine New Yorker Strassenszene,
aufs angenehmste zu einem Barkeeper übergehend, der ein paar Drinks serviert.
Doch das ist weit, sehr weit, und als die Wachablösung
kommt, bewegt sich Charlie ruckzuck zur Schicht der
Penner in den Unterstand zurück, mit Gesten wie ein militärisch
durchgedrilltes Muskelbündel.
Was dann folgt, waren Einzelszenen, die zu den
fantasievollsten nicht nur in Shoulder Arms gehörten,
Einzelszenen von bleibender visueller Kraft.
Es begann mit der Postverteilung, einer erwartungsvollen
Situation, die Chaplin in unvergesslicher Art mit seinen
Attributen versah, mit Gefühl, Witz und einem Widerhall von
Traurigkeit.
Der Frontsoldat, der keine
Post bekommt
Alle bekommen Post, nur Charlie nicht. Der Sergeant und ein
Soldat, die ihre Fresspakete auswickeln, wollen ihm
etwas anbieten, doch er lehnt ab und knabbert stattdessen
am Käse herum, den er in der Mausefalle an seinem
Gurt befestigt hat.
Dann wendet er sich ab, bleibt an den Unterstandspfosten
gelehnt traurig stehen. Einem Soldaten, der einen Brief
aus der Heimat, einen Brief seiner Geliebten liest, guckt er über
die Schulter und fängt an mitzulesen, Zeile um Zeile sich
hinterrücks ebenfalls einzuverleiben.
Verstohlen lacht er mit, wenn es etwas zu lachen gibt,
ist bald auch ernst und gefasst. Endlich aber, als er
sich vorbeugt, um näher hinzusehen, wird er vom Soldaten
ertappt, der ihn mit einem Blick abweist und sich mit
seinem Brief verdrückt.
Da kommt der Postbote zurück, überreicht Charlie ein
Paket, das ihm gehören müsse. Ein übler Scherz. Hundebiscuits
sind drin, dazu Limburger Käse!
Charlie zieht die Gasmaske über und befördert
das stinkende Ding, als ob's eine Handgranate wäre, ins
Niemandsland, zu den Deutschen hinüber, wo
er den Giftzwerg von Hauptmann trifft, als dieser auf den
Sieg anstossen will.
Wunderbar bizarr
Dann kam ein wunderbar bizarrer Augenblick, ein
unglaubliches, aus der Finsternis funkelndes Kinobild, das die
Regennächte im Schützengraben addiert.
Der ganze Unterstand steckt im Wasser, doch als sei
nichts, liegt der Sergeant schnarchend in Schlaf getaucht, nur
gerade mit dem Mund und einer seiner Zehen aus der
Wasseroberfläche ragend. An diese Zehe nun macht sich ein
Frosch heran!
Plötzlich während der Dreharbeiten hatte Chaplin nach
diesem Frosch verlangt, worauf der Requisiteur, ein
smarter Bursche, der neu im Studio war, ihn sehr überraschte,
indem er nach draussen rannte und mit einem Frosch
zurückkehrte, den er in der Nähe unter einem Busch gefunden
haben musste.
Im überschwemmten Unterstand konnte weitergedreht werden.
Wie von einer entfernten, gewohnheitsmässigen
Zuckung gepackt zieht Charlie sein durchnässtes Kissen
aus dem Wasser heraus, streicht es glatt, küsst es
und klopft die Federn aus, bevor er seine Gebeine auf der
Pritsche ausstreckt, ordnungsgemäss zugedeckt,
in eine Decke eingewickelt, mit der er im brusthoch stehenden
Wasser verschwindet.
Dem Nachtlicht, einer brennenden Kerze, die auf einem
Brett über die Oberfläche treibt, gibt er Aufwind, wie ein Bootchen schickt er sie zu dem nackten, aus dem Wasser blinzelnden
Zehen hin, damit der Schnarchkopf sich dran brenne und erwache!
Zuvor ergreift er aber noch den Grammophontrichter,
macht ihn zur Luftröhre und zieht sich in seiner ganzen Länge
unter das Wasser zurück.
Ein Sturmangriff steht bevor
Anderntags, ein Sturmangriff steht bevor, man wartet, die
Kompagnie steht versammelt im Schützengraben.
Letzte Morgentoilette für Charlie, ein Blick in den
Taschenspiegel. Eine feindliche Granate explodiert gleich
neben ihm, sein Kamerad liegt verwundet am Boden,
aber ihm hat's nichts getan.
Es scheint, dass seine Nummer, die 13, ihm Glück bringt.
Nur Mut. Er schlägt sich auf die Brust. Ach ja, der Taschenspiegel
ist damit entzwei.
Auf Kommando stürmt er voran, mit aufgesetztem
Bajonett die Leiter hoch, die mit ihm überkippt,
sodass er zurückfällt in den Schützengraben, wo er der letzte
ist, allein zurückgelassen.
Ein Ausflug ins Niemandsland, wochenschauhafte
Kampfbilder aus dem Trümmergelände.
Drauf sehen wir Charlie im Grabenwall der Deutschen,
wie er allein ein Dutzend Gefangener abführt, Riesenkumpels,
wahre Panoptikumsgestalten mit Urwaldbärten, mit Gewichtheberstaturen, unter ihnen der Giftzwerg von Hauptmann,
dem gemeinschaftlich der Hintern versohlt wird.
Er hat sie umzingelt
Wie er das allein nur gemacht habe, wird
Charlie gefragt, als er die Gefangenen abliefert. Antwort:
„Ich habe sie umzingelt.“
Der selbstbewusste Held dann, der im Schützengraben
mit dem Sergeant zu Mittag isst, während aus den feindlichen
Linien geschossen wird.
Eine Flasche, die nicht zu öffnen ist, hebt er in die Luft,
der Feind schiesst den Hals ab; auch eine Cigarette, die
er anzünden will, hält er in dieser Weise hoch, die Deutschen
geben Feuer.
Schliesslich beteiligen sich die beiden am Kugelwechsel,
als übten sie in einem Schiessstand. Fünf Treffer markiert
Charlie mit Kreide, doch streicht er einen wieder aus, als ihm
der Helm vom Kopf geschossen wird.
Ein Flugzeug, das er vom Himmel herunterschiesst,
bekommen wir nur pantomimisch zu sehen, in den
Loopings seiner verwundert aufgerissenen Augen, die den
Absturz nachvollziehen.
Fluchtverwandlung
Gewiss, das mochte bühnenhaft sein, wenn so ein
Einwand bei Chaplin einen Sinn ergab, doch was er hierauf
brachte, war eine Fluchtverwandlung, die Augenblicke
echter Kinoirritation eröffnete.
Sich unsichtbar machen, vom Erdboden verschwinden.
We in Märchen geht es zu bei den Sprüngen, den Verwandlungen dieses Fliehenden. Charlie, der sich als Freiwilliger gemeldet
hat, bewegt sich als Baum getarnt hinter den feindlichen Linien.
Sehen, nicht gesehen werden! Das ist die Devise,
ihr sucht er unter seiner Tarnkappe nachzuleben. Mit beiden
Augen späht er durch ein Loch des hohlen Baumstamms,
in dem er steckt, die Arme wie Äste ausgestreckt.
Er ist ein Baum, der sich bewegt, ein Baum, der sich mit
einem seiner Äste im Rücken kratzt, ein Baum, der in kleinen
Schritten vorrückt und ängstlich erstarrt, als er wahrnimmt,
wie ein Trupp deutscher Soldaten vorbeimarschiert.
Ganz in seiner Nähe lässt sich eine Patrouille nieder, die im
Gelände abkochen will. Drei Soldaten sind es, doch der
erste, der nach Brennholz Ausschau hält, kommt gleich heran,
eine Axt in der Hand.
Und gerade, wie er sich anschickt, Charlie, den Baum,
zu fällen, bekommt er einen Stoss in den Rücken, und als er's
noch immer wissen will, folgt ein Schlag auf den Kopf,
und erledigt ist der Mann.
Der zweite Soldat, der stutzig hinzutritt, kommt neben
ihn zu liegen, von der selben Astpranke erschlagen. Dem dritten
ergeht es nicht besser.
Aus den Augen verloren
Unterdessen wird Sydney, der Sergeant, der in anderer
Mission hinter den feindlichen Linien telefoniert hat,
gefangen genommen, doch gerade, als er erschossen werden
soll, kommt Charlie, der Baum, dazu, der ihn befreien kann.
Und ab geht's in den Wald, wo der Baumstamm, in dem
Charlie steckt, zwischen den anderen Baumstämmen verschwindet,
was seinen Verfolger, diesen Koloss eines Deutschen, zur
Verzweiflung treibt.
Erst schiesst er auf einen Baum, aber das ist ein richtiger,
dann rammt er sein Bajonett in einen zweiten, bekommt
von einem dritten eins gezwickt, der unversehens aus seinem
Strunk wegläuft.
Im Zickzack flieht Charlie, verfolgt von dieser um sich
schlagenden Schiessbudenfigur eines Teutonen,
durch den Wald. Unsichtbar, sobald er erstarrt, so perfekt
getarnt, dass nicht nur der Deutsche, sondern auch
die Kinogänger ihn aus den Augen verlieren.
Bilderrätsel
Ein Kinoaugenblick, ein seltener, ein bilderrätselhafter.
Von der Leinwand, die zum Vexierbild wird, scheint Charlie
buchstäblich verschwunden.
Er entkommt schliesslich durch eine Kanalisationsröhre,
in der sein Verfolger stecken bleibt, entkommt und tritt ein in die Hausruine, die einer jungen Französin, Edna Purviance,
vom Krieg geblieben ist.
Sorgfältig schliesst er, obwohl da keine Wand mehr ist,
die Tür, steigt hinauf ins Obergeschoss, das nicht weniger
abgedeckt und zerschossen aussieht, legt sich ins
unversehrt gebliebene Bett und stellt sich gar schlafend, als sie hinzutritt, die ihn pflegen will.
Ein wenig Zärtlichkeit, ihre Hand, die er aufs eigene Knie
zurückholt, als sie schon weiterdrängt, ein erster, verliebter Blick,
ihre ängstlich fragenden Augen und sein Versuch, mit blossen
Händen dieses eine auszudrücken. Nein, ein Deutscher
sei er nicht, aber ein Amerikaner!
Da stehen die Deutschen unten, das Mädchen bestreitet,
einen Entflohenen zu verstecken, nur er selbst kann sich
nicht ruhig halten, immerhin gelingt es ihm, ehe er abgeführt wird,
sich zu befreien und diesen Deutschen zu entwischen,
die seine junge Französin verhaften.
Kaiserbesuch
Im Hauptquartier, in das er durchs Kamin einsteigt, findet
er sie wieder und überwältigt den Offizier, der sich
an sie heranmacht.
Er sperrt den Mann in die Besenkammer, zieht dessen
deutsche Uniform an und führt salutierend das Mädchen
ab, während ausgerechnet der von Sidney Chaplin
verkörperte Kaiser hinzutritt, der mit Kronprinz und Hindenburg
den Frontabschnitt besichtigt.
Die Situation ist pricklig. Vor der Tür steht, Gewehr
geschultert, Pickelhaube auf dem Kopf, eine Ehrenkompagnie
stramm.
Charlie bewegt sich mit gestrenger Miene auf und ab,
und kann's nicht lassen, am kaiserlichen Automobil ein
Streichholz anzureissen, dies zum Ärger der Chauffeure, die
hinter dunklen Brillen am Steuer sitzen und warten.
Und gar, als der erneut gefangen genommene Sergeant
herbeigeführt wird, steht Charlie, die Arme gebieterisch
verschränkt, in deutschen Stiefeln da, mit straffem Knie, nimmt
sich des Gefangenen eigenhändig an und schleppt
ihn hinter die Mauerecke, wo er mit Radau vortäuscht, ihn zusammenzuschlagen, dieweil er sich mit ihm verständigt.
Im Handstreich gekidnappt
Wie im Handstreich dann. Die beiden Chauffeure,
die misstrauisch geworden und ausgestiegen sind, werden
hinter der Mauerecke niedergeschlagen.
In ihren Uniformen, sie haben breite Mützenbänder mit Adlern,
setzen sich Charlie und die kleine Französin ans Steuer,
gemeinsam also er mit ihr, die einen Schnauz über die Lippen
gemalt bekommt, mit denen sie ihn küsst.
Ahnungslos besteigt der Kaiser mit seinem Gefolge
den Wagen, der sich davon bewegt, in rascher Fahrt durch die
Linien, auf die Seite der Alliierten, die der Sergeant,
in Charlies Offiziersuniform gekleidet, telefonisch über den
Coup der Entführer unterrichtet.
Der Empfang zuletzt. Diese triumphierenden, fast
wochenschauhaft abgedrehten Schlussbilder der Gefangenenübergabe, den Freudentaumel der Befreiung und
die Verkündigung des Friedens vorwegnehmend.
Ein Zwischentitel, ein letzter. Peace on earth, goodwill to
all mankind. Charlie, auch Edna, von Kameraden,
Soldaten der US Army, in der jubelnden Menge auf Schultern
hochgehoben, die gefeierten Helden, hochgeworfen!
Gleich zuvor Charlie noch, wie er dem abgehenden,
Rache schwörenden Kaiser Wilhelm II. einen Tritt in den Hintern
versetzt. Und abrupt dann, im Militär-Camp wieder, wie
am Anfang, sein Wachgerütteltwerden aus diesem Siegestraum.
In Deutschland verboten
Auch wenn Shoulder Arms, zumindest auf der Seite
der Alliierten, ein spontaner, tatsächlich ungewöhnlicher Erfolg
sein mochte, die Deutschen waren darin zu groteske
Figuren, als dass sie sich hätten betroffen fühlen müssen, und
Chaplin wusste das.
Was er, so ist zu vermuten, 1918 zumindest nicht wusste,
war etwas anderes. In Deutschland blieb Shoulder Arms während
der Weimarer Republik verboten, in einigen anderen
Ländern sorgten deren Botschafter dafür, dass die Bilder mit
Kaiser, Kronprinz und Hindenburg entfernt werden mussten.
Gegen solche Diplomatie, die sich nach wie vor mit dem
Kaiserglanz schmückte, wehrte sich Kurt Tucholsky vergeblich.
„Dieser helle Film gehört in das dunkelste Deutschland.“
So schrieb er in der Weltbühne, nachdem er eigens wegen Shoulder Arms nach Kopenhagen gefahren war, 1927 immerhin
bereits, ein Jahrzehnt bald nach der Uraufführung.
Shoulder Arms Clippings