The Rink Poster
MAUSKLICK 8/9
The Rink – Chaplin, kellnernder Rollschuhtänzer. Edna Purviance, das Society-Girl Miss Loneleigh. Eric Campbell, ihr Verehrer Mr. Stout. Henry Bergman, dessen Ehefrau Mrs. Stout. James T. Kelly, Miss Loneleigh‘s Vater. Albert Austin, ein Koch. Clippings
Fritz Hirzel, Chaplins Schatten.
Bericht einer Spurensicherung. Zürich 1982
Da (am Ende von Behind the Screen) war er wieder,
dieser spontane, geradezu intime Sichtkontakt, den Chaplin
zu seinen Fans im Kinosaal herstellte, wann immer
er geradewegs in die Kamera blickte.
Auch in The Rink, seinem nächsten, Anfang Dezember
angelaufenen Film, der achten und letzten Mutualkomödie, die
1916 von ihm herauskam, brachte er sie unter, diese
Komplizenschaft signalisierenden Augen-Blicke.
Charlie, schwarz gewandet, mit weisser Hemdenbrust
und schwarzer Fliege, ist Kellner in einem Restaurant,
ein wendig sich durch den Service schlagender Bastard mit
sehr direkten Umgangsformen.
Einem der Gäste, dem gewaltigen, von Eric Campbell
verkörperten Mr. Stout, liest er von der mit Überresten der
Mahlzeit bekleckerten Kleidung ab, was er auf die
Rechnung zu nehmen hat.
Flink notiert er Suppe, notiert Spaghetti, fügt rasch Melone
hinzu, nachdem er Campbell den Kopf herumgedreht
und dessen Ohr geprüft hat, ergänzt 4 Bier und 1 Cigarre,
schon zählt er zusammen.
Und ab geht‘s durch die Schwingtüre, indem er einmal
mehr die falsche Seite erwischt und den mit dem Tablett aus der
Küche kommenden Kollegen über den Haufen wirft. Richtige
kleine Nummern, etwa mit Chaplin als Barmixer, gibt‘s in dieser
in Küche und Restaurant getrennten Welt zu sehen.
Charlie serviert ein Huhn, das plötzlich ein Ei legt.
Und wie bei den vergeblich mit In und Out beschrifteten
Schwingtüren sind es nicht selten die Anlagen, die
zu Gags einladen, zwingen oder verführen.
Oft sind es auch die Personen und ihre Konstellationen,
diese mitunter jeder Beschreibung spottenden Typen, etwa der
bucklige, langbärtige Koch, dieses Ungeheuer, vor allem
aber ist es die Skrupellosigkeit, mit der mit den guten Manieren
der Gesellschaft Schindluder getrieben wird.
Ahnungslos bringt Charlie statt des Bratens aus der Küche
nur die Katze, die diesen vom Tablett gefressen hat,
unter grosser, schöner Metallglocke säuberlich versorgt, sodass
sie dem Gast gleich ins Gesicht springt. Chaplin lacht
bei solchen Gelegenheiten zweimal direkt in die Kamera.
Endlich dann, als Charlie seine Freistunde antritt, sehen
wir gerade noch, wie er den Veston, mit dem er ausgehen
will, frisch gebügelt dem Backofen entnimmt, die Kellnerexistenz
wie nichts abstreift und sich ins Doppelleben stürzt:
Sir Cecil Seltzer nennt er sich!
Und auf der Rollschubahn, da mogelt er sich an der
Kasse vorbei, schäkert mit einem Mädchen, Edna Purviance,
bringt sie durch einen Trick gar zum Lachen und wimmelt
den Garderobenboy ab, um ihr die Rollschuhe eigenhändig
zu montieren.
Dann, nach einer ersten, arabeskenhaften Runde auf dem
Rink, nimmt er am Rand, als einsamer Zuschauer, in einer
der Logen Platz. Der hünenhafte Mr. Stout, unsicher auf den
Rollschuhen sich voran bewegend, sucht unentwegt, sich
an diese kleine Blonde, Edna Purviance, heranzumachen.
Charlie bringt ihn, als er sich an seiner Loge vorbeischiebt,
hinterrücks mit seinem Stock zu Fall – einmal erst, und
als er wieder steht, gleich noch einmal. Doch als auch Edna,
die bedrängte Blonde, an seiner Loge landet, lässt
Charlie sich nicht zweimal bitten, steigt in den Rink und
offeriert ihr seinen Arm.
The Rink Clippings
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