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Shoulder Arms Clippings 242/246

Erich Gottgetrau, Prager Tagblatt, Tschechoslowakei, June 10, 1928.

Pathé presents Charlie Chaplin, Shoulder Arms

Revival Poster


„Willi, pass gut auf den Krieg auf!“

Editorial content. „Chaplin fängt den deutschen Kaiser.

      Von Erich Gottgetreu.

      Ost-London. Nachmittag. Graue Trauer längs der Mauern.

Kennington Road entlang schleicht ein verhutzeltes

altes Männchen, bläst auf einer wohl noch älteren Flöte.

Manchmal versinkt die krause Melodie im Geschrei

ringsum spielender Kinder.“ (...)

      „Auch heute noch, 1928, zeigt ihm das Volk von

Ost-London die Treue, die es ihm ewig halten

wird. Das drängt, pufft, stößt, boxt, schreit in diesen Tagen

in einem Kino in der Kennington Road, daß Gott

erbarm‘.“ (...) „Man spielt Chaplins herrlichsten (wirklich den herrlichsten) Film Shoulder Arms.“ (...)

      „Nun wird‘s aber furchtbar ernst. Charlie flüchtet in ein

fast restlos zerschossenes französisches Haus,“ (...)

„hat gerade noch Zeit“ (...) „ein einsam in dem Haus herumsitzendes

filmschönes Mädchen vor‘m sicheren Untergang zu retten.

Tatütata! Wer tritt ins Zimmer? Der Kaiser! Und Hindenburg! Und

der Kronprinz! Und sonst niemand weiter. Draußen wartet

eine Kompanie deutscher Soldaten, führerlos, denn Charlie hat

ihren Hauptmann schnell noch eingesperrt. Hindenburg

– er sieht sehr gutmütig aus, wie eine Stoffpuppe – fragt: ,Wo

ist der Offizier?‘ und sagt zum Kaiser, der sich damit

beschäftigt, eine Heereskarte zu studieren: ,Willi, pass gut auf

den Krieg auf!‘ Und dann kommt Charlie in der Uniform

des von ihm vorhin gefangenen Hauptmanns und schreit auf

alle Fälle erst mal: ,Ja!‘, das einzige deutsche Wort,

das er weiß und nun, mit der heiligsten Überzeugung aus sich

herauswirft.“ (...) „Draußen die Soldaten wundern sich

wohl über den neuen Offizier, sind aber damit einverstanden,

weggeschickt zu werden. Auch den allerhöchsten

Offizier und seinen Beifahrer schiebt Charlie beiseite und

fährt dann, in Begleitung des schönen Mädchens,

das er liebt, natürlich den Kaiser, Hindenburg und den

Kronprinzen zu seinen Kameraden, die seinen

Triumph feiern.“ (...)

      Chaplin‘s territory is South London, not East London.


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Chaplins Schatten

Bericht einer Spurensicherung