Klondike Stereoscopic cards. The Gold Rush Set on Location; UCLA
THE GOLD RUSH 3/7
Schürferkolonne – Chaplin on Location. Er steht
vorne links im Bild. Eine Schürferkolonne, dargestellt von Arbeitslosen, kämpft in bitterer Kälte am Berg. Aussenaufnahmen zu The Gold Rush, 1925
in Nevada gedreht. Clippings.
Fritz Hirzel, Chaplin on location, Film Bulletin, 1/1989
Los Angeles, April 1924. Das Studio, Ecke Sunset/ La Brea,
in Hollywood war verwaist. 400 Meilen nördlich,
in Truckee, Nevada, drehte Chaplin Aussenaufnahmen
zu The Gold Rush.
Regieassistent und technischer Director, Eddie Sutherland
und Danny Hall, waren vorausgefahren – mitgenommen
hatten sie sieben Zimmerleute, vier Elektriker und Mr. Wood,
den Maler.
Vorausgefahren waren kurz darauf auch die Kameraequipe
– Chaplins Kameramann Roland Totheroh, sein Assistent
Jack Wilson – und ein mexikanischer Hilfsarbeiter, Frank Antunez.
Mitte April, sieben Tage später, kam Chaplin mit Kono,
seinem Butler, und dem gesamten Tross. Auch Lita
Grey, The Flirting Angel aus The Kid, war mit dabei – Chaplins
neue, von ihrer Mutter begleitete Hauptdarstellerin: keine
sechzehn, für The Gold Rush gross lanciert, ehe Georgia Hale
Ende Jahr verpflichtet und Lita Grey, schwanger,
Mrs. Chaplin wurde.
Mit ihnen trafen Regieassistent Henri d‘Arrast und
Autor Jim Tully ein, Chaplins Pressechef – ebenso Tom Murray
und Mack Swain, die Darsteller von Black Larsen und
Big Jim McKay, dazu Sekretär Della Steele, der täglich den
Produktionsrapport ausfüllte, und nicht zuletzt Bud White
mit seinem Bären, der in Los Angeles engagiert worden war
(zusammen mit zehn Schlittenhunden).
Anderntags standen 600 Hilfsarbeiter aus Sacramento
bereit, um im Schnee mit Charlie, Lita Grey und Eddie Sutherland
zum Chilcoot Pass hinaufzusteigen.
Vergrippt waren – bei unverändert winterlichen Temperaturen
draussen – Lita Grey, Mack Swain und Chaplin, der mit der
Equipe – zur Hebung der Stimmung – Ski gefahren haben soll.
Charles Chaplin: Als ich am Weekend bei den Fairbanks
einmal stereoskopische Aufnahmen betrachtete, bekam ich Bilder
von Alaska und vom Klondike zu Gesicht. Auf einem Bild
war zu sehen, wie eine lange Reihe von Goldgräbern über einen
vereisten Hang zum Chilkoot Pass hinaufkletterten.
Ein Text auf der Rückseite erzählte von den Schwierigkeiten und
Entbehrungen, denen sie ausgesetzt gewesen waren.
Lita Grey: Am Bahnhof warteten Pferdeschlitten, die uns
zum einzigen Hotel in Truckee brachten. Es war eine schäbige
Herberge, in deren Lobby die Holzfäller vom Ort in roten
Fellmützen am Ofen hockten. Man zeigte Mama und mir die
Quartiere – winzige Zimmer mit einem klapprigen Messingbett,
den Nachttopf darunter. Der Teppich ausgetreten, farblos.
Eine kleine Ahornkommode. Einige Hocker standen herum, nicht
einmal Stühle, dafür drei Spucknäpfe. Die Wände fleckig,
irgendwo ein Illustriertenfoto mit Kätzchen, das mit
dem Garnknäuel spielt. „Tja, das Ritz ist‘s nicht gerade“, sagte
Mama und begann auszupacken.
Jim Tully: Als Chaplin für The Gold Rush on location nach
Nevada kam, grüssten ihn 500 Vagabunden. Sie waren
für den Treck über den Chilcoot Pass ausgesucht worden und
blau vor Kälte.
„Sie winken dir zu, Charlie“, sagte ich.
„Ich weiss.“ Er blickte ein wenig verächtlich. „Wärst du gern
wieder unter ihnen?“
„Es gäbe Schlimmeres“, antwortete ich.
Er zuckte die Schultern. „Ich bin lieber ich als sie.“
Er reckte sich in seinem engen Trampkostüm.
Roland Totheroh: Charlie besass ein paar historische Bücher
zum Goldrausch, vor allem um den Donner Pass in Kalifornien. das
wollte er in Truckee mit dem Chilcoot Pass rekonstruieren –
es war für uns grässlich dort oben. Charlie hat das, glaube ich,
ziemlich genau im Kopf gehabt, das Drehbuch und alles.
„Well now, I want this“, sagte er jeweils.
The Gold Rush Clippings
Chaplins Schatten weiter zurück