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The Kid Clippings 264/268

Kurt Tucholsky, Weltbühne, Berlin, Dtl., December 6, 1923.

Filmschau.

      Chaplin und Jackie Coogan.

      U. T. Tauentzienpalast: The Kid.

      Chaplin als Verfasser! Angekündigt mit Trompeten

und Pauken, in fünf Weltteilen bejubelt, kommt

der große Film nun in die Tauentzienstraßenwelt. Ergebnis:

ein Stündchen Lustigkeit, Frohsinn, von keiner

Gedankenschwere belastet. Es gibt deutsche Filme,

die dieses fremde Werk an Ideengehalt, an Bild-

und Gefühlsreichtum weit übertreffen, aber wenige, die

so unbekümmert heiter sind. Das ist – wenn man

will – der Vorzug amerikanischer Theatermentalität: sie kann

kindlich fühlen, sie gibt sich urteilslos-naiv den

Purzelbäumen des Spaßmachers hin. Ein Praktiker

wie Chaplin kennt sein Publikum und kennt

sein Metier. Er schießt keine Capriolen, bezuckert sie mit

Gemüt, hebt sie vorübergehend auch einmal ins

Phantastische, und sein Glück ist gemacht. Diese grotesk-

sentimentale Mischung ist uns fremd. Sie entbehrt

der Logik und ohne Logik ist deutsche Filmdichterei nicht

zu denken.

(...) Deutsche Allgemeine Zeitung, Berlin, Nov. 18, 1923

& Kurt Tucholsky, 1918,

Deutsches Literaturarchiv Marbach


„Dieses Filmwunder stehend erleben“

Editorial content.


Redaktioneller Inhalt. „The Kid

      von Peter Panter

      Diese grotesk-sentimentale Mischung ist uns fremd.

      Sie entbehrt der Logik und ohne Logik

      ist deutsche Filmdichterei nicht zu denken.

                                               Deutsche Allgemeine Zeitung

      Wenn Ludendorff halb so komisch wäre –! Nach

einem leicht pathetischen Vorspiel voll edler Spielastik und

bemakelter Mutterschaft, wobei auch das Kreuz des

Erlösers nicht fehlt, watschelte Charlie Chaplin von hinten

in den Vordergrund des Films und in unser Aller

Herzen.“ (...)

      „Grade, wenn der Film am besten schmeckt, hört er auf.

Im Tauentzien-Palast, wo man die Presse einlädt,

ohne einen Stuhl parat zu halten, mußte ich dank der

Unfreundlichkeit der Direktion dieses Filmwunder stehend

erleben. Ich hätte gern noch einmal so lange gestanden.

Man möchte die Arme heben und ihm zurufen:

      Gott sei Dank, daß es dich gibt!“ (...)

      Peter Panter ist Kurt Tucholsky.


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Chaplins Schatten

Bericht einer Spurensicherung