„BE CAREFUL YOUNG MAN BE CAREFUL,“ Dough and Dynamite Poster
FISCHGRÜNDE 7/11
Dough and Dynamite – Oben im Café die feine
Gesellschaft, die sich an weiss gedeckten Tischen
bedienen lässt, die Kaffee trinkt und sich an Patisserie gütlich gut; unten in der Backstube die, die kneten
und schuften, die Bäckereiarbeiter. Clippings
Fritz Hirzel, Chaplins Schatten.
Bericht einer Spurensicherung. Zürich 1982
Auf die Idee zu Dough and Dynamite, dem nächsten,
einem seiner erfolgreichsten Keystone Filme, dem einen Zweiakter,
der von ihm im Oktober herauskam, verfiel Chaplin eines
Abends, als er bei der Busfahrt in die Stadt zurück an einer Bäckerei
vorbeikam, die auf einem Schild im Schaufenster einen
Aushelfer suchte.
Gerade die Frische dieser im Studio nachgebauten,
unverbrauchten Szenerie schien die Schablone des Slapstick
zu beleben, indem die Kette der Püffe und Stösse sich
aus dem Material heraus entwickelte, aus dem Brotteig diesmal
sozusagen.
Nicht zuletzt war es eine zwischen unten und oben
geteilte Welt, mit der Charlie zurechtzukommen hat. Oben im
Café die feine Gesellschaft, die sich an weiss gedeckten
Tischchen bedienen lässt, die Kaffee trinkt und sich an Patisserie
gütlich gut; unten in der Backstube die, die kneten und
schuften sollen, die Bäckereiarbeiter.
Zunächst ist Charlie oben und bedient. French Tarts,
französische Törtchen, so steht es am Ladentisch angeschrieben,
an dem eine bezaubernde Kundin wartet, aber eines der
Törtchen entgleitet ihm, direkt ins Auge eines stattlichen Herrn.
Hinten in der Küche stürzt Charlie, der abträgt, über
Chester Conklin, einen Kollegen; beide liegen mit dem Geschirr
am Boden. Und wenig später, als er unten, in der Backstube,
den Ofen kontrollieren will, verbrennt sich Charlie die Finger.
Doch erst recht geht es los, als die Bäckereiarbeiter, die mehr
Lohn verlangen, zu streiken beginnen, und der Besitzer
Charlie in die Backstube hinunterschickt, die liegen gebliebene
Arbeit zu erledigen.
Charlie, der Streikbrecher, überwirft sich mit dem Besitzer,
einem grossen Dicken, später höchst persönlich, da kommt
es nach einem Techtelmechtel mit dessen Gattin zu einer Schlacht
mit allem, was in der Backstube greifbar ist.
Zuerst sehen wir ihn aber, wie er am Backofen hantiert,
mit zwei Serviertöchtern herumschäkert und ihnen zeigt, wie er den Teig zu klumpen versteht; bald haben alle drei Mehl an den
Händen, an den Hintern, an den Schuhen.
Und weiter sehen wir Charlie, beladen mit einem Mehlsack,
wie er schwankend im Café oben diese, seine Last einer
voluminösen Kundin auf den Schoss platziert!
Unterdessen stecken die fünf Streikenden ihre Köpfe zusammen, und schliesslich gelingt es den Bäckereiarbeitern, eine Ladung von Dynamit in den Backofen zu schmuggeln.
Den Schlusspunkt macht, echt Keystone, eine Slapstick
Explosion, wie Chaplin sie später in Work nochmals verwenden
sollte, was prompt dazu führte, dass Keystone im August 1915
die Chaplin Film Company aus Urheberrechtsgründen einklagte.
In Dough and Dynamite fliegt alles in die Luft, kein Stein
bleibt auf dem anderen. Unter den Ziegeln taucht, als alles vorbei
ist, zunächst Conklins buschiges Schnauzgesicht wieder auf,
erst dann drückt langsam der Kopf von Charlie durch eine Masse
Teig hindurch, auch er ein Überlebender also.
Harry C. Carr, Charlie Chaplin‘s Story,
Photoplay, September 1915
Chaplin‘s first big hit as a director of his own work was
Dough and Dynamite. This was started as a part of the scenario
afterward known as the Pangs of Love. in his rather
aimless way of directing without any scenario, Chaplin and
Mr. Conklin began working up a play in which both
he and Conklin were in love with the landlady of a boarding
house and stuck hatpins into each other through
a curtain to interrupt one another‘s courtship. They decided
that they both ought to be workmen of some kind
and decided upon being bakers. As part of the play they
worked up a scene in a bake shop. This turned out
to be so funny that they finally changed the whole idea
and made two different scenarios.
Dough and Dynamite Clippings
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